Samstag, 28. Mai 2011

Krachbum. 25.05.2011

Nach einem herrlichen Frühstück haben wir wieder unsere Räder gesattelt. Im Reiseführer steht viel Ebene Strecke. Wir können uns garnicht drauf freuen, weil wir das Vertrauen in dieses Buch verloren haben. Aber tatsächlich, die Strecke ist herrlich. Erst eben, dann hügelig und am Schluss wieder eben, nein vielleicht sogar etwas abschüssig. Schön, nach so vielen Bergen. Wieder machen wir in unserer eigentlichen Zielstadt Mittag (wieder Bananasplit) und fahren weiter. Nach wenigen Kilometern geht es nun Bergauf. Währen wir doch unten geblieben. Jetzt kommen plötzlich auch die Brummis wieder, die wir vorher kaum bemerkt haben und wir müssen ab und an mal von der Fahrbahn springen. Unser Rückspiegel macht sich ein weiteres Mal bezahlt. Wir fahren an einem tollen Canyon vorbei. Am liebsten hätten wir einen Zeltplatz mit Blick drauf, doch da gibt es nichts. Ein Stück weiter, treffen wir eine Frau, die gerade von ihrem Grundstück fahren möchte, und schon ist der Zeltplatz gefunden. Mit Blick auf die Lagune, an der wir am Vormittag vorbei gefahren sind. Und eine weitere Naturkatastrophe, die der Regen verursacht hat, die wir am Vormittag passiert haben. Nahezu ganze Häuser liegen unter Wasser und nicht nur das, das Wasser ist stark Gülle haltig. Während wir uns über die tolle Aussicht freuen bauen wir unser Zelt auf. Krachbum und Zeltstange ist gebrochen und hat ein riesen Loch im Zelt hinterlassen. Natzky kümmert sich um die Stange und Doro näht das Zelt. Wir versuchen das Zelt nochmal aufzustellen, doch die Reperaturhülse von der Zeltstange hält nicht was sie verspricht und es kracht ein weiteres Mal. Jetzt gehen wir die Stange gemeinsam an. Wir tauschen den mittleren Teil, der kaputt gegangen ist mit der untersten Stange aus und versuchen scharfe Kanten mit der Hülse und Gaffa abzudecken. Diesmal hälts!









La comida no siempre es lo mas importante. 24.05.2011

Die Strecke ist weiterhin schön. Nur heute geht es ein etwas größeres Stück bergauf. Wir ärgern uns etwas über unseren Radreiseführer, der in der Beschreibung für diese Strecke kaum Angaben über das Streckenprofil macht, sondern fast nur, ob und was es zu Essen gibt. Für die heutige Etappe war angegeben, dass es keine Verpflegungsmöglichkeit gibt bis kurz vor Chiquinquira. Das stimmt nicht, es gibt Restaurants und sogar einen Ort mit Geschäften auf der Strecke, bis kurz vor Chinquinquira noch ein Ort kommt. Dafür geht es ordentlich bergauf. Wir vermuten, dass sich die Autoren in einen LKW gesetzt haben und dem Fahrer gesagt haben, dass sie beim nächsten Futterstand raus wollen. Dann sind sie eingedöst und haben gar nicht gemerkt, dass es die ganze Zeit bergauf ging. Zur Verteidigung der Autoren: das Buch ist von 2007 in der Zwischenzeit können sich die Versorgungsmöglichkeiten an der Straße geändert haben. An diesem Abend sind wir zu nichts mehr zu gebrauchen. Noch nicht einmal die vielen Kirchen, für die die Stadt so bekannt ist, schauen wir uns an.

Warum Doro 5 km mehr auf dem Tacho hat. 23.05.2011

Auf nach Barbosa, runter von der Hauptverbindung Bucarramanga-Bogotá. Die Fahrt ist super schön, abwechslungsreich wie am Vortag. Leider zu früh bekommen wir eine Einladung auf einem Grundstück, wieder mit Pool und Restaurant zu Zelten. Nach einem guten Mittagessen und 2,5 km fahrt bemerkt Doro, dass ein Handschuh fehlt. 10 Monate mit nur einem Handschuh, das geht nicht, also nochmal zurück. Ohne Gepäck ist es auch halb so schlimm. Wir hätten nie gedacht, dass wir es bis nach Barbosa schaffen. Doch wir fahren sogar noch ein Stückchen weiter. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit fragen wir uns wieder durch nach einer Möglichkeit zum Zelten. Wir fragen einen Kioskbesitzer, der uns 5 km weiter schickt. Nach ca. 3 km kommen seine Brüder auf dem Mopped angerollt und rufen uns zurück. Am Besten ihr stellt Euer Zelt bei uns vor den Kiosk. Es ist schon so spät, dass wir das Angebot annehmen und die 3 mühevoll erarbeiteten Kilometer wieder zurückfahren. Als wir an unserem Zeltplatz ankommen, sollen wir wirklich direkt an der Straße vor dem Kiosk unser Zelt aufstellen. Doch die Mutter zeigt uns dann noch eine andere, zwar sehr hügelige, Wiese. Zur Begrüßung bekommen wir noch einen Kaffee, das ist Gastfreundschaft!
Hilfe! Was ist denn das für ein gefährliches Tier?
... oder meinten die mit den Zotteln den Zuckerrohr?



Sin cilandron porfavor! 22.05.2011

Endlich! Es geht weiter. Von "todo plano" bis "muchas subidas" ist in den Kommentaren über unseren nächsten Streckenabschnitt wieder alles dabei. Und tatsächlich, die Strecke ist richtig abwechslungsreich. Nach über 1000 km entweder nur hoch oder nur runter fahren, freuen wir uns immer abwechselnd bergauf und bergab zu fahren. Anstrengend ist es trotzdem, so ne lange Pause hinterlässt ihre Spuren, wir müssen unseren Rhythmus wieder finden.
Dennoch kommen wir schon zum Mittag, nach nur 2 Stunden fahrt, in Soccoro unserer eigentlichen Zielstadt an. Auf Amuerzo (Mittagstisch) haben wir neben Pollo (Hähnchen) langsam keine Lust mehr. Es gibt immer das gleiche: Fleisch, Huhn oder Pute mit Reis, einer Kartoffel, ein Stück Juka, Bohnen und Salat. Wir bestellen immer "sin cilandron" "ohne Koreander".  Dieses Zeug verdirbt das ganze Essen. Blöd ist nur, das viele nicht richtig zuhören und uns eine extra Portion cilandron drauf streuen. Deshalb stärken wir uns in Soccoro mit einem Bananasplit und fahren weiter.
Die Landschaft ist herrlich. Ab und an sehen wir einen Regenbogen (die Belohnung dafür, dass wir ab un an mal in einen Schauer geraten). Völlig kaputt entdecken wir kurz vor Oiba einen Pool mit Restaurant. Wir dürfen dort Zelten, Duschen und Essen einen super lecker zubereiteten Fisch. Wir werden noch vor starken Regenfällen in der Nacht gewarnt und bekommen zahlreiche Tips wo und wie wir am besten unser Zelt aufbauen. Der Jahrhundertregen bleibt aus, dafür hat Doro in der Nacht Ufos gesehen. Also da war was, riesengroß, beleuchtet und ein paar kleine Menschen sind drauf rumgelaufen, und es war laut. Wahrscheinlich war es ein LKW auf dem Nachbargrundstück. Dort haben sie 24 h Waschservice angeboten.

In Kolumbien gibt es nicht nur ein Berlin.


Freitag, 27. Mai 2011

San Gil 14.05.2011 - 21.05.2011

In San Gil machen wir erst einmal URLAUB. Naja nicht ganz, Natzky entschließt sich nochmal die Schulbank zu drücken und nimmt ein paar Spanischstunden. Er hat dabei viel Spaß und träumt sogar schon spanisch, aber am Schluss ist da nur noch ein riesen Knoten und er kann noch nicht einmal mehr deutsch. Kein Wunder, denn er sagt selber, dass er zum Englischkurs geht.
Zwischendurch haben wir eine wunderschöne Kolonialstadt - Barichara - besucht, sind Paragliden gewesen und haben eine wirklich schöne und abenteuerliche Höhlenwanderung gemacht.
Zum einkaufen sind wir jedentag in die Marktstrasse gegangen. Als wir uns zur Feier unseren ersten 2000 km eine Flasche Sekt kauften, trafen wir einen Jungen, der 1 Jahr in Darmstadt (die Stadt in der Doro studiert hat) auf der Schule war. Ansonsten haben wir den Mixer in der Küche in vollen Zügen ausgenutzt und haben uns die verschiedensten Säfte gemixt.








San Gil



San Gil



Riesen Ameise - Ameisen sind in San Gil eine Delikatesse



















Sonntag, 15. Mai 2011

La Conquistadora.13.05.2011

Wir packen unsere Sachen, trinken noch eine Kaffee und machen uns auf in Richtung San Gil. Bergab, bergauf, bis dann ca. 10 km vor San Gil es nur noch bergab geht. Fast fahren wir vorbei, weil wir gerade so schön Schwung haben.
Wir haben ein sehr schönes Hotel mit Küchenbenutzung, W-Lan und einem riesen Zimmer gefunden (das beste unserer bisherigen Reise).
Hier bleiben wir jetzt erst mal für fünf Tage.

Camiones. 12.05.2011

Mit dem Sonnenaufgang stehen wir auf. Der tomatenverkaufende Nachtwächter begrüßt uns herzlichst.
Als wir wieder auf den Drahteseln sitzen, wird die zweite Prophezeiung der argentinischen Radfahrer war. Nur bergauf und zwar mal wieder anständig.
Gut, dass es noch recht früh ist, denn schon ab zehn Uhr soll es hier richtig heiß werden.
Mühsam strampeln wir die Serpentinen hoch, immer wieder mit Blick auf den Canyon und die wahnsinns Berglandschaft.
Der Lkw verkehr hat nicht nachgelassen. Wir sehen eine Seilbahn, die über den Fluss bis hinauf auf die andere Seite des Bergs führt. Der Nachtwächter hat uns davon letzte Nacht erzählt.
Gegen elf Uhr kommen wir beim Freizeitpark an, von dem man mit der Seilbahn fahren kann. Wir bezahlen den stolzen Preis. Man fährt fast eine halbe Stunde hinüber. Dort machen wir ein paar Fotos und fahren wieder zurück.
Gegen drei Uhr kommen wir in Aratoca an. Wir fragen, ob wir unser Zelt aufstellen dürfen, aber keiner will uns. Der Verkehr ist nahezu zum erliegen gekommen, da die Serpentinen nicht für zwei Lkw reichen,so hat sich ein Propfen gebildet.
Ein Junge, der diese Situation ausnutzt um Getränke zu verkaufen, schenkt uns ein Wasser. Wir fragen, ob er wüsste, wo man Zelten kann.
Zunächst hat er keine Idee, ruft uns dann aber zurück und präsentiert uns den Carport neben dem Haus seiner Mutter.
Gut, er liegt direkt an der Straße, ist aus Beton und das Zelt muss eigentlich mit Heringen fixiert werden, aber warum nicht?
Mit allen Bändern und Seilen die wir haben knoten wir das Zelt so fest, dass es nicht zusammen fällt.
Miguel freut sich mal Besuch zu haben, die Mutter hat uns auch herzlich aufgenommen, Daniel ist sehr schüchtern und dann ist da noch die kleine, von der wir nicht den Namen wissen.
Nach ein paar Stunden fühlen wir uns schon wie zu Hause und man merkt gar nicht mehr, dass man einfach aufhört zureden, wenn wiedermal ein Brummi vorbei rauscht. Man versteht dann nämlich nicht mehr sein eigenes Wort.
Wir haben Ziegenkäse in Zuckerrohrtee probiert, schmeckt richtig lecker.
Als wir im Zelt liegen, habe ich immer das Gefühl, das wir mitten auf der Straße zelten, aber nach einer gewissen Zeit sind wir auch eingeschlafen.







Da sind wir hoch gefahren.





 


El vendedor de tomates para la seguridad. 11.05.2011

Schnell aufstehen, Sachen packen und los. Eine schlimme Nacht, denn unter dem Bettlaken, welches immer wieder von der Matratze absprang, war ein Latexmatratze. Iiiiih!
Wir versuchen schnell die Räder zu beladen, um dem Portier zu entgehen. Aber.... zu spät! Er sagt uns, daß wir uns nicht ansprechen lassen sollen und acht auf unsere Sachengeben. Alles sehr gefährlich! „So, tschüß, wir müssen dann!“
Noch eine Umarmung, aber dann sind wir wieder frei!
Nach einem Frühstück, entdecken wir die Busspur für uns. Sie führt direkt aus der Stadt und ist nahezu Verkehrsfrei. Als wir auf der Autobahn sind, sehen wir so komische runde Schilder auf denen ein durchgestrichens Fahrrad zusehen ist, was das wohl bedeuten soll? Naja, Kolumbianer halt!
Der Verkehr nimmt extrem zu und als sich die Autobahn auf eine zweispurige Straße verjüngt, kommt man nicht gerade auf die Idee, daß es sich hier um die Haupverkehrsverbindung von Bucaramanga nach Bogotá handelt.
...und Hügelig ist es auch, dass bedeutet, das nicht beladende Lkw beladende überholen und zwar nicht nur auf gerade Strecke, sondern gern auch mal in Kurven. So kommt es nicht selten vor, dass wir den Graben der Straße vorziehen.
Kurz vor Los Curos sehen wir zwei Radreiseradler an einer Tankstelle stehen. Sofort biegen wir ab und kommen ins Gespräch. Auch sie kommen aus Argentinien, aber aus Cordoba. Eigentlich sind sie zu viert und waren mal zu fünft. Einer ist jedoch schon vorgefahren, dem war das zu langsam. Rodrigo! Der hatte aber eine mächtigen Vorsprung vor den anderen rausgefahren! Es kommt der weitere Kollege dazu! Was für coole Räder die haben! Vor allem die selbst gebauten Taschen aus alten Kanistern, da ist einem das eigene Equipment fast peinlich.
Sie wollen die Route nach Cartagena und dann nach Venezuela radeln, somit bieten wir ihnen unsere Venezuela Karte an.
Der vierte hatte keine Lust mit dem Truck hoch zu fahren, erklären sie uns, deshalb warten sie.
Einer hat sich ein Körbchen an seinen Lenker gebaut, damit er seinen Hund mitnehmen kann. Herrlich verrückt sympathische Freaks!
Auch sie verdienen sich ihr Geld unterwegs mit Akrobatik.
Eine schöne Abfahrt wurde uns für heute prophezeit! ...und das von Radlern! Es ist wirklich eine wahnsinns Abfahrt!..und wer hängt an einem Lkw und lässt sich hochziehen? Das muss der vierte im Bunde sein! Ohne Truck hoch, von wegen!
Inmitten des Canyon führt die Straße nach Pescadero.
Wir fragen einen Tomatenverkäufer, ob es hier eine Zeltgelegenheit gibt. Er schildert uns ein Restaurant, mit großen, gelben Tor. Dort sollen wir fragen.
Als wir dort fragen, zuckt einer der Barkeeper nur mit den Schultern und zeigt auf eine Fläche. „Ihr könnt da Zelten, oder da, ach, sucht euch einfach was aus!“
Auf dem Gelände sind mehrere Pools.
Wir hüpfen sofort hinein. Eine Schulklasse ist auch da, somit entschließen wir uns, um Fragen aus dem weg zu gehen, das Zelt erst später auf zubauen.
Wir werden trotzdem nach einer kurzen Zeit umzingelt und Doro muss ganz viele Fragen beantworten.
Als es sich langsam leert, kommt der Nachtwächter und es ist, kaum zu glauben, der Tomatenverkäufer vom Nachmittag.
Ein super sympathischer Mensch, der mit uns die nur in der Nacht blühenden Kakteen begutachtet und in Pflanzenkunde aufklärt, welche Pflanze gegen Warzen und welche gegen Moskitostiche ist. 





Sin cilandron porfavor. Ohne Koreander, bitte.



















So sieht unser Zeltplatz nun aus, nachdem sich in der Nacht auf den 17.05.2011, ein riesen Unwetter ereignet hat. Auf der Strecke zwischen Piedecuesta und Pescaderos (ca. 35 km) gab es über 100 Derrumbes (Erdrutsche). Sieben davon waren sehr groß. Hinabstürzende Steine und Bäume haben den Fluss aufgestaut, so dass der Fluss übergelaufen ist. Schade, dass die Mauer für das Hochwasser noch nicht fertig war. Diese wurde nun teilweise wieder weggeschwämt. Was nun mit der Fischzucht ist, die ich noch vor ein paar Tagen besichtigt habe ...



Der Verkehr zwischen Bucaramanga und San Gil wird wohl für ca. 2 Wochen unterbrochen sein. Personen werden mit dem Teleferico befördert.