Samstag, 23. April 2011

Mérida! 22.04.2011

Gegen neun Uhr verlassen wir den Park und machen uns auf in Richtung Mucuchíes. Eduardo aus Boconó hat uns dort eine Posada empfohlen. Doch als wir anklopfen macht keiner auf. Nach kurzem warten entschließen wir uns, doch weiter bis Merida zu fahren. Nach zwei Stunden Abfahrt sind wir auch fast da. Es ist gegen ein Uhr als es...nah? Richtig! Zu regnen anfängt. Zu allem Überfluss geht es auch noch die letzten fünf Kilometer bergauf und Doro hat inzwischen schlimme Magenprobleme. Jetzt heißt es nochmal alle Energie zusammenzukratzen und die letzte Steigung zu überwinden. Noch zwei weitere Erdrutsche blockieren unseren Weg. Endlich! Merida! Unsere erste Fernetappe haben wir nach 1400 km geschafft. Wir freuen uns auf vier Tage Pause. Sogar eine gute Posada haben wir für erschwingliches Geld gefunden. Mit Kochgelegenheit. Jetzt steht dem Schnitzel mit Bratkartoffeln nichts mehr im Wege.

Joost nacio! Bienvenido! Felizidades Judith y André. 21.04.2011

Wir trauen uns nochmal nach der Entfernung zu fragen. „Es sind noch 1.5 h mit dem Fahrrad oder 15 km.“ Na dann los. Heute mit guter Sicht fahren wir weiter dem „Paso Aguila“ entgegen. Nach ca. 2 Stunden und 7 km sind wir plötzlich oben. „Häh?“ Wir feiern mit heißer Schokolade und dem Marmorkuchen unseren Aufstieg. Leider ist nun wieder alles eingenebelt, so dass Fotografieren nur schlecht funktioniert. Wir setzen unsere Mützen auf, ziehen die Handschuhe an und prüfen nochmal unsere Bremsen. Ca. 80 km Abfahrt liegen vor uns, die wir uns zum größten Teil für den nächsten Tag aufheben, da wir einen Abstecher in den Nationalpark La Culata machen. Dort sind zwei Condore eingesperrt, die uns unendlich leid tun. Die venezuelanischen Touristen sehen das anders und bringen noch nicht einmal den nötigen Respekt auf, obwohl dies nochmal ausdrücklich auf einem Schild beschrieben ist, den Motor vom Auto auszuschalten, die Musik auszumachen, die Flasche Rum im Auto zu lassen und den Zaun nicht zu übersteigen. Wir sprechen mit dem Nationalpark Wächter und bekommen die Erlaubnis im Park zu zelten. Durch zwei Täler gelangen wir an einen tollen Platz zum zelten.
Wie wir erst später erfahren ist an diesem Tag der kleine Wurm von Judith und André aus Hamburg geboren. Willkommen! Herzlichen Glückwunsch Judith und André.






Pico El Aguila, altitud 4118 müNN









Un dia mas! 20.04.2011

Wir kämpfen uns die Serpentinen rauf. Es sind noch etwa 20 – 30 km bis zum Paso Aguila. Die Luft wird immer dünner und wir benötigen mehr Zeit zum Ausruhen, als zum Fahren. An einem Kiosk merken wir, dass man in der Höhe ordentlich Kalorien braucht. Wir trinken jeweils zwei heiße Schokoladen und essen zwei Kuchen. (Natzky nur einen, aber dafür nimmt er sich einen Mamorkuchen für den Paso mit.) Nach weiteren 5 km kommt uns die Gelegenheit etwas zu Essen ganz recht und wir kehren ein. Nochmal hören wir von der Französin, die ca. 70 Jahre alt soll (etwa zur gleichen Zeit treffen Oli und Milena die Französin in Hobo / Kolumbien). 
Es ist ein Uhr! Was passiert nun? REGEN! REGEN! REGEN! Glücklicherweise gehört zu dem Restaurant auch eine Posada. Wir nehmen das Zimmer und nutzen die Gelegenheit unsere Sachen unter der großzügigen Garage zu trocknen. Danach legen wir uns unter 1000 Decken (es ist wirklich kalt geworden) ins Bett und verdösen den Tag. Die Höhe (ca. 3300 müNN) macht besonders Doro stark zu schaffen.



Subida! 19.04.2011

Gut ausgeruht beginnen wir den Anstieg auf den Paso Aguila (4007 müNN). Es geht wieder steil bergauf, aber wenigstens müssen wir nicht schieben. Wir brauchen dringend einen Ruhetag (den wir eigentlich in Tuñame machen wollten). Deshalb fangen wir schon nach 12 km an einen Zeltplatz zu suchen. An einer Posada fragen wir nach einer Camping Möglichkeit. Uns wird eine andere Posada fünf Minuten weiter (= 45 min) empfohlen. Dort haben wir Erfolg. Auf deutsch werden wir über eine Finca geleitet, auf der wir uns einen Platz aussuchen können. Später wärmen wir uns mit einer heißen Schokolade und Gulaschsuppe im anliegenden Restaurant auf. Vor einem Monat hat eine Französin, die ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs war, dort übernachtet. 



 

Volkswaacken! 18.04.2011

Wir können es kaum erwarten diese miese Posada zu verlassen. Nachdem es runter zum „Zentrum“ geht, wird die Stadt nicht sympathischer. Schön, dass es danach wieder bergauf geht. Durch Wolken, Nebel und unseren Freund, den Regen klettern wir wieder auf knapp 2600 müNN. In einem kleinen Laden kaufen wir zwei große Kaffee und ein Brot. Die Bedienung ist ein kleiner Junge und wir fragen uns wir er an die große Kaffeekanne kommt. „Ein Hocker hinterm Tresen!“
Nach etwa eineinhalb Stunden geht es unerwartet bergab. Nach etwa 10 km Abfahrt durch
queren wir Jajó. Ein sympathisch wirkender Ort mit vielen Menschen auf der Straße. Beim fahren überlegen wir, ob wir dort bleiben sollen, doch ehe wir uns versehen, sind wir schon durch gefahren. 
















Wir fangen an nach einer Zeltgelegenheit zu suchen. Wir finden ein freies Grundstück und fragen ob wir hier Zelten dürfen. Nachdem wir die Erlaubnis erhalten haben, fangen wir an zu kochen. Es ist ein Uhr! Was passiert nun? REGEN!

Wir entscheiden uns um, packen die Sachen wieder ein und fahren weiter in Richtung Merida.
An einer Tankstelle wollen wir Empanadas kaufen und sehen einen Haufen VW Käfer. Während Doro versucht Empanadas aufzutreiben, werde ich, nachdem die Käfergang herausgefunden hat, daß ich (wir) deutscher bin, umzingelt und muß mit jedem inklusive Räder aufs Foto. Als Doro dazukommt, nochmal alles von vorne. Wir werden mit (viel zu kleien) T-Shirts und Aufklebern beschenkt.















Nach dieser ganzen Aktion, gibts auch endlich wieder Empanadas zu kaufen.
Wir verabschieden uns und hoffen insgeheim auch bis nach Timotes zu kommen, um mit den Käferfreaks zu Zelten und ein Bier zu trinken.
Nach etwa eine halben Stunden kommen wir an ein Stauende. Wir fahren einfach an den Autos vorbei und wen sehen wir? Die Käfergang! Wir verabschieden uns noch einmal und rollen weiter bergab an den wartenden Autos vorbei.
Wir treffen fünf Jungs, wo von drei ein Fahrrad haben. Sie löchern uns mit den üblichen Fragen, „Wohin? Woher? Aus welchem Land?...“
Sie klären uns darüber auf, daß es am Morgen einen Erdrutsch gegeben hat und kein Auto vorbei kommt, aber Fahrräder.
Mit ihrem Geleit fahren wir weiter an den Autos vorbei. Sie verteidigen uns gegen Gringorufe und helfen Doro durch den Matsch.
Ein „Bici es mejor!“, kann ich mir nicht verkneifen.


















Ein paar Kilometer später heißt es Abschiednehmen. Ein Junge gibt uns noch einen Tipp, wo wir Zelten können. Bis nach Timotes wird es nochmal anstrengend.
Wir schaffen es noch, das Zelt in dem Garten des Luxushotels,
welches der Junge uns zum Zelten empfahl, vor Einbruch der Dunkelheit, aufzubauen. In der Dukelheit sehen wir die Blitze vom Largo de Maracaibo. Ein Naturphänomen, welches noch nicht ganz geklärt ist.



La Tortura! 17.04.2011

Früh morgens verabschiedet uns Hilda mit einem Cafécito. Nichts Böses ahnend radeln wir los Richtung Tuñame. Laut Herbergsvater brauchen wir vier Stunden. Nach vier Stunden steil bergauf, teilweise schiebend, fragen wir wie weit es noch ist. Von einem Kilometer bis einer halben Stunde sind alle Antworten dabei. In der Realität sind es allerdings noch 25 km (15 km liegen bereits hinter uns). Wir formulieren die Frage um und fragen wie weit es noch Bergauf geht. „Nur noch bis zu dem Haus da vorne, danach reine Abfahrt.“ Denkste! Wir fahren noch ca. 5 km bergauf. Pünktlich um eins fängt es natürlich an zu regnen. Wie jeden Sonntag sind alle Männer auf der Strasse besoffen. Manche schaffen es nicht mehr sich hinters Steuer zu setzen und lassen sich von Ihren Kindern nach Hause fahren. Der Hammer war ein kleiner Junge, nicht älter als 10, der seine noch kleinere Schwester mit einem riesen Pickup durch die Gegend fuhr. Völlig durchgenässt und genervt kommen wir in dem „schönen“ Tuñame (laut Eduardo) an. Wir finden gleich eine Posada, wollen dort aber nicht klingeln, weil so viel Müll vor der Tür liegt. Also fahren wir in den Ort runter und fragen bei dem Hotel. Leider hat das Hotel geschlossen und es gibt nur die eine Posada. Das erste Gefühl hat sich bestätigt. Wir fühlen uns total verarscht und wollen nur diese Nacht rumbringen. Fluchend gehen wir ins Bett. Es geht noch schlimmer (Posada Roma)... und dafür zahlen wir genauso viel wie für wirklich schöne und saubere Posadas. Die Landschaft allerdings war Traumhaft. 
 



Hellau! 16.04.2011

Die Sonne scheint, das perfekte Radelwetter. Nach ein paar Kilometern ist der Berg so steil, dass ich (Doro) beim anfahren fast umfalle, ich kann das Rad gerade noch eben halten, so dass die Schaltung nicht kaputt gedrückt wird. Da kommt die Rettung, ein Auto hält an und der Beifahrer eilt mir zur Hilfe, stellt mich samt Rad wieder hin und fährt weiter.
Wir fahren eine schöne Bergetappe, vorwiegend bei Sonnenschein, bis es gegen 13:00 h anfängt zu regnen. Wir essen was in Niquitao und entscheiden uns dann dort zu bleiben. Bei dem Regen hat es keinen Sinn weiter zu fahren.
Vor allem die jungen Leute rufen uns „Hellau“ zu, wenn wir vorbeifahren, der ein oder andere bekommt auch mal einen Lachanfall. Deshalb sind wir mittlerweile der Überzeugung, dass der hessische Fasching in Venezuela erfunden wurde.



Hawaitoast. 15.04.2011

Es regnet immer noch, deshalb bleiben wir einen Tag in Boconò. Eduardo, unser Herbergsvater, gibt uns ein paar Tipps, was wir unternehmen können. Doch mehr als den Museumsbesuch schaffen wir nicht. Es hört einfach nicht auf zu regnen.
Am Abend dürfen wir die Küche benutzten und wir machen Hawaitoast. Eduardo und Marisa schlagen uns eine alternativ Route vor. Die nicht wie geplant über Trujillo und Valera geht, sondern eine weniger stark befahrene Route. Wir sind sehr gespannt. Morgen geht’s weiter. (Hoffentlich spielt das Wetter mit.)


Freitag, 15. April 2011

Lluvia! 14.04.2011

Nach 8 km bergauf und danach überwiegend bergab kommen wir durchgefrohren und nass in Boconò an. Wir finden eine schöne Posada und werden mit einem trockenem Handtuch und Tee empfangen. Der Regen will überhaupt nicht mehr aufhören. Nur der Hunger treibt uns nach draußen. Nach einer Pizza und ein paar Bier geht’s zurück zur Posada und direktamente ins Bett.





















 
Wir bekommen herrlich schmeckende Nüsse geschenkt. Der Obstverkäufer ist überglücklich über seine tolle Aussicht, welche soeben vernebelt.




Arepa con Queso! 13.04.2011


Es geht erst mal bergauf! Bis wir den Ort verlassen, müssen wir mindestens 5 Verschnaufpausen einlegen. Kaum sind wir aus dem Ort draußen beginnt es fürchterlich zu regnen. Es hilft alles nichts wir müssen weiter. An einem Empanadaschild machen wir halt. Doch Empanadas gibt es nur am Wochenende. Wir bekommen erst mal zwei Kaffees zum wärmen und dann noch zwei leckere Arepas mit Käse. Vielen Dank für das leckere Essen und das trockene Plätzchen. Wir schaffen es bis in den nächsten Ort. Batatal. 

 



























Montanas. 12.04.2011

Wir biegen ab in die Ausläufer der Anden. Überall steigt Nebel auf weil es etwas regnet. Die Hänge sind üppig mit Bananen, Kaffee und Bäumen bewachsen. Schön! Wir finden eine schöne Posada und kochen uns eine leckere Bolognese im Innenhof. Danach fallen wir ins Bett und schlafen.




Schröders live en en la tele. 11.04.2011

Wir essen Epanadas zum Frühstück und machen uns auf zum Portugiesen, einen Kontakt zum Geld tauschen, welchen wir am Vortag aufgemacht haben. Dort möchte aber keiner Euros und wir werden weitergeschickt zum Nächsten, der möchte aber auch nichts. Also verlassen wir uns auf Victorias Kontakte. Ihr Mann holt uns um 10:30 h ab und wir fahren mit dem Fahrrad zu verschiedenen Geschäften. Keiner will unser Geld. Dann fahren wir zur Kirchengemeinde und plötzlich sitzen wir in einem Gottesdienst, der Live ins Fernsehen (Luz Tv) übertragen wird. Wie soll es anders sein, wir werden aufgefordert nach vorne zu kommen und etwas zusagen. Sie fragen uns warum wir hier sind. Wir können ja schlecht sagen, dass wir Geld tauschen wollen also holen wir etwas aus. Was nicht so einfach ist, denn plötzlich fallen uns die Wörter nicht mehr ein. Wie peinlich und das haben ungefähr 100.000 Menschen gesehen (… und die arme Frau, die das ganze noch in Lautsprache übersetzen musste). Wir bekommen einen spontan Segen, in dem die ganze Gemeinde ihre Arme nach oben hebt und mit den Händen Blinklichter imitiert. Was für ein Erlebnis! Danach werden wir zum Essen eingeladen und unterhalten uns noch lange mit dem Pastor, welcher vorher auch den Gottesdienst gemacht hat und der internationale Direktor von der Kirche „Luz del Mundo“ ist. Es war sehr interessant. Er schreibt uns noch eine Empfehlung. Falls wir Freunde brauchen, können wir uns an die  jeweiligen Gemeinden in den Orten wenden, durch die wir durch fahren. Danach werden wir als Gäste zum Englischunterricht im Haus des Pastors eingeladen. Als wir das Gelände verlassen ist es schon Abend. Später können wir sogar noch Geld tauschen mit Franklin, der Englisch lernt und Euros braucht, weil er mit seiner Frau nach Australien möchte. Am Abend kochen wir schön und müssen dauernd anfangen zu lachen weil wir an unseren Fernsehauftritt denken und freuen uns, dass wir einen kurzen Einblick in die Kirche „Luz del Mundo“ bekommen haben.

Excursion del Domingo. 10.04.2011

Von Acarigua fliegen wir förmlich nach Guanare. Eine Sonntagsspazierfahrt mit noch weniger Verkehr auf der Troncal 5. Guanare macht auf Anhieb einen komplett anderen Eindruck als alle anderen venezuelanischen Städte, die wir bisher kennengelernt haben. Wir finden, dank GPS, eine nette, saubere Pension. Guanare ist nicht so zugemüllt, am Sonntag sehr ruhig (die Geschäfte haben alle geschlossen) und macht einen sehr sympathischen Eindruck auf uns.
Wir entscheiden uns noch einen Tag zu bleiben. Hermana Victoria, die den Nachtdienst im Hotel macht, verspricht uns am nächsten Tag weiter zu helfen, was unsere Geldprobleme betrifft.



Descanzar! 9.04.2011

Wir machen einen Ruhetag.
Die Wäsche ist gewaschen, nur das „Geldtauschen“ bereitet uns noch Sorgen. Wann sind wir endlich in Kolumbien?

Muy sola. 8.04.2011

Es geht weiter, eigentlich wollen wir einen Ruhetag einlegen. Doch haben wir keine Freundschaft mit San Carlos geschlossen. Deshalb machen wir uns auf den Weg nach Acarigua. Wir kämpfen uns mit unseren letzten Kräften vorwärts. Einziges Trostplaster ist, dass wir endlich Ruhe von dem Schwerlastverkehr haben, da die Troncal 5 parallel zur neu gebauten Autobahn führt. Als der Verkehr plötzlich zunimmt stellen wir fest, dass ein Stück Autobahn noch nicht fertiggestellt ist. Von weitem sehen wir vereinzelt Moppeds und Baustellenfahrzeuge. Auf gut Glück biegen wir auf einen „Feldweg“ und gelangen auf die noch nicht freigegebene Autobahn. Fast alleine fahren wir auf der vierspurigen Autobahn und überholen Laster und Walzen. Die Bauarbeiter schauen uns mit offenen Mündern hinterher. 

















Wieder auf der Troncal 5 biegen wir in Agua Blanca ab um uns mit einem Refresco zu stärken. Vier kleine Jungs löchern uns mit Fragen. Sie wollen wissen wo wir nach Merida hinfahren und ob wir schon in Afrika, Indien und im Orient waren. 
















In Acarigua finden wir ein Hotel nach unserem Gusto. Unsere Probleme scheinen sich in Luft auf zu lösen, wir finden ein sauberes Zimmer, jemanden mit dem wir Geld tauschen können und eine Lavanderia direkt neben unserem Zimmer. Eine rauhbeinige, slowenische Hotelchefin, mit einer Stimme als würde sie jeden Tag ein Fass Rum trinken und ne Stange Zigaretten rauchen, empfängt uns herzlich und macht sich schreckliche Sorgen um uns, weil wir mit dem Fahrrad über Venezuelas gefährliche Straßen fahren.